Ludwig Josef Giugno (1907 – 1960)

Am Sonntag dem 23. April 2023 wird beim 10:00 Uhr Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche Horn, 33 Jahre nach ihrer Uraufführung, die Messe in D-Dur von Ludwig Josef Giugno neuerlich zu hören sein.

Aus diesem Grunde nachstehend die Neufassung eines Artikels, den unser „Altobmann“ Leopold Raab 1990 aus Anlass der Uraufführung dieser Messe in den GMV-Nachrichten ausgesandt hat:

Groß waren  Trauer und Erschütterung, als der GMV Horn im  Februar 1960 seinen langjährigen Chor- und Orchesterleiter zu Grabe geleiten musste. Dieser war mit 52 Jahren plötzlich einem Herzschlag erlegen.

Ludwig Josef Giugno war als Sohn eines Lehrers in Groß Weikersdorf geboren worden; fast folgerichtig besuchte er zunächst die Lehrbildungsanstalt in St. Pölten, ehe er sich für eine Laufbahn als Musiker entschied. Er legte zunächst die Kapellmeisterprüfung ab und studierte dann bei Franz Schmid Theorie und Komposition, was auch seine souveräne Satztechnik erklärt. 1930 beendete er sein Studium, aber eine sich abzeichnende Karriere als Dirigent wurde jäh von der ausgebrochenen Wirtschaftskrise beendet.  Nun teilte er das Los zahlreicher Kollegen, die jahrelang ohne feste Anstellung fristeten. Gelegentliche Engagements als Rundfunk-Kapellmeister, Dirigent des Wiener Kammerorchesters und seiner eigenen Unterhaltungskapelle reichten mehr schlecht als recht. Diese unglückliche Situation sollte sich nachhaltig auf seine seelische und körperliche Gesundheit auswirken.

Inzwischen war er immerhin als Musiker bekannt geworden und wurde 1936 als Leiter der neu gegründeten  Musikschule in Eggenburg berufen, sein Organisationstalent kam ihm da sehr entgegen. So konnte er parallel zu seinen beruflichen Verpflichtungen immerhin verschiedene Auftritte wahrnehmen. Als 1939 die Stadt Horn ebenfalls  an die  Gründung einer Musikschule ging, holte man Giugno als Leiter; er sollte bis zu seinem Tode in unserer Stadt  bleiben.

Die Übersiedlung nach Horn eröffnete ihm lang Gesuchtes: gab es professionelle Konzertveranstaltungen  durch das Gau-Sinfonie-Orchester, eine willkommene Gelegenheit für Dirigate und die Aufführung eigener Kompositionen. Der Rückschlag kam schnell mit dem Kriegsausbruch, immer umfassendere Einberufungen zum Militärdienst, aber  der „Totale Krieg“ ließen alle Formen des Kulturbetriebs versiegen – Kultur war nicht „kriegswichtig“.

So beachtliche Giugnos Energien waren, wenn es um musikalische Angelegenheiten ging, so wenig war er eine Kämpfernatur, sondern stets um Ausgleich und Konsens bemüht.  Immer wieder musste er sich mit den jeweils Mächtigen im Lande arrangieren, was ihm nach 1945 prompt ein Berufsverbot durch die sowjetische Besatzungsmacht eintrug.

Schließlich fand er ein neues Wirkungsfeld:  den Gesang- und Musikverein Horn, der zu Kriegsbeginn eingestellt worden war, wollte er wieder reaktivieren und möglichst bald wieder auf sein einstiges Niveau  bringen. Es kostete den Sängern und Musikern, die sich bald begeistert von diesem Vorhaben um ihn geschart hatten, beträchtliche Anstrengung, von der russischen Verwaltung die Bewilligung zur Vereinsgründung zu erlangen. Doch letztlich konnte der „neue GMV Horn“ am 9.Juni 1951 mit einer bejubelten „Frühlingsserenade“ wieder an die Öffentlichkeit treten. Hinter dem harmlosen Titel allerdings verbarg sich ein groß angelegtes Festkonzert mit Solisten, Chor und Orchester.

Es sollten noch zahlreiche Konzerte unter seiner Leitung folgen, er konnte den „Gesangverein Horn“ wieder an die Spitze des Horner Kulturlebens führen.  Doch es gab auch andere Institutionen, um die sich der unermüdliche Organisator Giugno bleibend verdient gemacht hat. So hatte er an der Gründung der „Horner Stadtkapelle“ und an der Neuordnung der Horner Musikschule wesentlichen Anteil, nicht zuletzt war er eifriger Redakteur der „Waldviertler Post“. Seine Leistungen wurden denn auch durch die Ernennung zum Musikdirektor gewürdigt.

Seine „Messe in D-Dur“, deren Uraufführung durch den GMV zu Ostern 1990 in der Horner Georgs-Kirche stattfand, war zu seinen Lebzeiten aus unbekannten Gründen nie aufgeführt worden. Da liegt ein gediegenes, klangschönes Werk vor, das 1932 entstanden ist.  Von Giugno kennen wir eine ganze Reihe recht ansprechender Werke für Orchester, diese Messe aber blieb  sein einziges Werk für Chor.

Bleibt ein kleines Geheimnis: getauft als Ludwig Josef – begraben als Josef Ludwig …

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